DieSchloßmachers
  AUGE UM AUGE, NACHT UM NACHT ...
 

 

                              AUGE  UM  AUGE,  NACHT  UM  NACHT ...

                                               (Krimi mit etwas Erotik)

 

 

Ralf ist ein reicher Schloßbesitzer, Immobilienmakler und Vater einer Tochter. Seine Ehe mit

Simone ist ein Trauerspiel, das aber zusehends in einen spannenden Erotik-Krimi mündet...

 

Simone fährt Marly, ihre 5-jährige Tochter, zum Kindergarten; gibt sie dort ab.

"Tschüs Mami!"

"Dann bis Mittag... und spiel schön!"

Simone steigt in ihr Kabriolett und hält vor dem gut eingerichteten Kosmetiksalon

ihrer Freundin Doris.

 

Linksrechts-Küßchen.

"Na, womit kann ich dir dienen? Du siehst ja wieder blendend aus, meine Liebe,

und das Make up, einfach toll!"

"Nett, wie du das sagst. Aber wie gerne würde ich es von Ralf hören."

"Laß dich anschauen!"

Doris steht vor Simone, legt ihre ausgestreckten Arme auf deren Schulterenden,

betrachtet prüfend ihr Gesicht und blickt schließlich in Simone' Augen.

"Also, dir kann ich heute wirklich nichts verkaufen."

 

Geht zu einer Mitarbeiterin.

"Setz dich doch einen Augenblick. Wir fahren gleich zu mir, eine Tasse Kaffee trinken

und wieder unser Schwätzchen halten."...

 

...Erneut geben Ralf und seine Gattin Simone eines ihrer bekannten Sommerfeste. Ihre Ehe ist so gut

wie tot; doch dieser Brauch lebt seit eh und je:

 

Reges Treiben - über 100 Menschen - im Gebäude, wie auch auf dem weiten Hof und

im Park. Bunte Lampignons, Bengalische Beleuchtung, Fackeln, Kerzen, etc.,

erhellen die Außenszenerie. Hier auch Musik, Tanz, Geplauder...

Drinnen ist es ruhiger, mehr smalltalk-Atmosphäre.

 

Freundin Doris zu Simone:

"Ich kann dich nur beneiden. Dieser große, herrliche Besitz; ein gutverdienender,

gutaussehender Mann... und Marly, dieses hübsche, aufgeweckte Mädchen... Ach, Simone,

hätte ich nur einen Teil davon..."

 

Rudi, ein guter Bekannter des  Hauses, gesellt sich in diesem Moment zu ihnen:

"Komm, Simone, plaudern kannst Du immer noch." Und lachend: "Aber, mit  mir zu tanzen...

ist absolut das Schönste! Widersprech mir ja nicht..."

Auch Simone belustigt:

"Entschuldige, Doris - Rudi hat natürlich recht!"

Doris sucht einen neuen Gesprächspartner, während die beiden tanzen. Anschließend

gehen sie ins Schloß, plaudern später auch mit anderen Gästen.

 

Elke, ihre Schwester, geht aufgeregt auf Simone zu:

"Komm schnell, ich muß Dir etwas zeigen, was Du nicht für möglich hältst. - Nein,

warte... vielleicht ist es besser, wenn Du es... wenn Du ihn, Ralf, nicht siehst."

"Elke, jetzt hast Du mich so neugierig gemacht... es gibt wohl kein zurück mehr."

"Ja, dann komm. Aber, ich habe Dich gewarnt!"

Umstehende Gäste:

"Das verspricht spannend zu werden, dürfen wir mit?"

Allgemeines Gemurmel und Aufbruchsstimmung.

Rudi: "Ja... ein bißchen Abwechslung würde uns allen gut tun! Hab ich recht, Freunde?"

Hoffentlich hat Elke nicht zuviel versprochen. Sonst (prustet los) zeige ich euch

mein Geheimnis!"

 

Lachend scharen sich so rund 30 Partygäste um Simone und Elke. Dann eilen alle zu

einer bestimmten Stelle im Park. Das Dunkel wird durch zahlreiche mitgeführte

Kerzen und Fackeln erhellt.

 

"Das... d.a.s... ist doch nicht möglich. Sie blickt Rudi an. Sag, daß es nicht

war ist, daß ich nur Opfer meines eigenen Alptraums bin. Aber ich träum doch

nicht, oder!?" Rudi senkt den Blick. Simone ringt nach Fassung. Dann beginnt sie

mit Spott:

 

"Darf ich vorstellen: Doris, eine gute Freundin von mir... innig vereint mit meinem

Göttergatten."

Im Schein mehrer Fackeln und umringt von vielen Menschen, hält tatsächlich ein

Liebespaar in seiner Intimbewegung inne.

"Ist das nicht herrlich? Eben noch hat sie mich um meinen Mann beneidet... diesen

notorischen Fremdgänger."

 

Simone läßt in ihrer Wut zunächst glühendheißen Kerzenwachs von rechts nach links

auf den nackten Rücken von Ralf tropfen. Als der sich vor Schmerzen windet,

schimpft die unter ihm liegende Doris sehr heftig mit Simone.

 

Diese revanchiert sich wiederum auf brutale Weise: ein Diener bietet Simone in

diesem Moment auf einem Tablett ein Getränk an. Sie reißt die Parpierserviette

vom Tablett, darauf stehende Gläser stürtzen um, einige fallen hinunter.

Schnell hält sie das Papier über die Kerzenflamme und läßt es brennend auf das

füllige Haar von Doris fallen. Diese kann es nur z.T. abwehren. Im Nu steht ihr

Haar in Flammen. Rasch stülpt ein Partygast ein Kleidungsstück darüber, aber das

schöne Haar von Doris ist bereits versengt.

 

Doris faucht Simone an:

"Diese Schmerzen und die unbeschreibliche Demütigung wirst Du mir eines Tages

büßen, das verspreche ich Dir...!"

Umstehende: "Simone, du bist viel zu weit gegangen!"

"Ich verstehe, daß du wütend bist, aber du kannst doch nicht Doris' Haare anzünden!"

"Was! Was sagst du da!? Sie soll froh sein, daß ich sie nicht umbringe... daß ich

diese Hure, die sich Freundin nannte, nicht eigenhändig erwürge!"

 

"Jetzt ist es aber gut, Simone!"

Rudi nimmt sie bei der Hand und zieht sie fort.

Die meisten folgen den beiden.

"Triumphier nicht zu früh... ich kann ewig nachtragend sein... du wirst sehen,

eines Tages erwischt es dich!" schreit Doris der Gruppe noch nach.

 

Das outfit von Doris, der 30-jährigen Inhaberin eines gutgehenden Kosmektiksalons,

war bislang tadellos. Nunmehr bedeckt eine Perücke den unerwarteten, radikalen

Haarverlust. Trotzdem gelingt es Doris, Ralfs Casanova-Aktivitäten in der nächsten

Zeit deutlich zu mindern.

Die beiden sehen sich häufig, turteln in aller Öffentlichleit und gar im Schloß

miteinander. Mehr noch: Doris sieht sich bereits als neue Schloßherrin.

 

Die erste Schloß-Liebesnacht der beiden hat Simone noch erstaunt. In den heißen

Folgenächten ist sie jedoch aktiv und revanchiert sich entsprechend. Simone ruft

jedesmal eine Begleit-Agentur mit Niveau an und wünscht den Sonder-Service:

"Seine Mätresse ist wieder da; heute möchte ich mich mit... (Simone blättert

einen Katalog mit gutaussehenden Männern durch) ja, der muskulöse Dunkelhaarige,

der soll diesmal mein Lover sein, der Herr heißt hier, Udo. Sagen wir... 22.00 Uhr

am Schloßportal."

"Wieder die ganze Nacht, Frau... ?"

"Ja, die ganze Nacht."

"Gut, geht in Ordnung."

 

Die Ehe von Ralf und Simone ist schon lange ein Trauerspiel. Doch erst jetzt scheint

auch eine Scheidung nicht mehr fern, zumal Simone ihrem Mann in nichts nachsteht.

'Auge um Auge, Liebesnacht um Liebesnacht' heißt ihre Parole...

 

Doris hat beim 'Kampf um's Schloß' die besseren Karten, bis eines Tages...

Marly sitzt auf dem Schoß ihrer Mutter, schmiegt sich an deren Körper, hat die

Augen zu. Simone streichelt ihr sanft über's Haar, gibt Marly einen Kuß auf die

Stirn. Ein zärtliches, harmonisches Idyll.

"Ich hab dich sehr lieb, Mami. Dich... und meinen Daddy."

"Und du bist das liebste, was ich auf der Welt habe." Gibt ihr noch einen flüchtigen

Kuß auf die Stirn.

 

In diesem Moment dringen gut vernehmliche Worte an beider Ohr.

"Du ahnst nicht, was ich für dich empfinde. Sobald ich deine Frau bin, möchte ich

ein Kind von dir, Ralf, mein..."

 

Marly springt hoch, reißt die Tür auf. Sie steht unmittelbar hinter Doris,

deren Kopf auf Ralf Brust ruht. Energisch drückt die Kleine Doris etwas beiseite,

und klammert sich um die Beine ihres Vaters.

"Daddy, Daddy, ich mag diese Frau nicht!"

 

Ralf löst die Umarmung und setzt sich vor seiner Tochter auf die Hocke.

"Aber, aber, mein süßer Schatz... komm, gib mir einen dicken Kuß... Doris wird

bestimmt auch gut zu dir sein."

Marly faucht wieder Doris an:

"Geh weg, ich mag dich nicht!"

Doris wirft durch die offene Tür noch einen Blick ihrer Kontrahentin zu, die sie

süffisant angrinst. Dann eilt sie den langen Gang entlang.

"Ruf mich an, Ralf!"

 

Auf dem Heimweg geschieht ein grauenvoller Autounfall. Das Gesicht von Doris

wird voraussichtlich lebenslänglich entstellt bleiben; denn mehrere

Schönheitsoperationen zeigen nur mäßigen Erfolg.

 

...Dadurch wiederum verliert sie ihren Beinahe-Lebensgefährten Ralf und schreibt

auch ihr Salon später rote Zahlen... Doris hat  Existenzangst. Auch Rachegefühle

gegen Ralf machen sich breit, der sie - wieder ganz der Casanova - wie eine heiße Kartoffel fallen ließ.

 

In Kombination mit dem noch nicht vollständig eingelösten Versprechen, Simone

den damaligen Schmerz und die Riesendemütigung büßen zu lassen, reift in Doris

ein schlimmer Plan...

 

Marly spielt erneut alleine im Schloßpark, mit einem Ball.

"Wie oft habe ich dir gesagt, daß du nicht zu nah am Zaun spielen sollst! Und

komm jetzt rein, Liebes, wir essen zu Mittag."

Die kleine Marly rennt zu ihrer Mutter.

Aus einem Baumgipfel des angrenzenden Waldes ist ein Fernglas auf die beiden

gerichtet...

 

Ralf arbeitet in seinem Schloßbüro, verhandelt gerade mit einer Immobilienkäuferin.

Mehrfach macht er Ihr aber auch "schöne Augen". Beim Abschied streichelt er das

Haar der attraktiven, gepflegten Frau; gibt ihr gar einen Kuß!

Wütend sieht Simone diesem Treiben durch die Trennscheiben zu. Unbemerkt geht sie zurück.

 

In der Mittagspause gibt es gehörig Zoff.

"Der Herr meint, weil er das große Geld hat, darf er sich alles erlauben. Nicht mal

seine Kundinnen sind vor ihm sicher. Ich zähle jetzt einmal deutlich auf, mit

welchen Frauen mich dieses sexgierige Scheusal betrügt!"

 

Der Mittagstisch ist gedeckt. Schnell ergreift Simone eine volle Salatschüssel und

wirft sie gegen eine Wand des großen Raumes.

"Das war Doris!"

Ralf ist wie versteinert.

Nun nimmt sie eine volle Suppenterrine hoch und läßt sie vor Ralfs Füßen auf den

Boden knallen.

"Das war Lucy!"

 

Nun packt's auch Ralf. Er wirft einen Teller gegen die Wand.

"Das ist für Manfred!"

Simone erstarrt. Es folgt eine Schüssel.

"Und das war Rolf!"

"Du... du spinnst wohl! Die kannte ich alle vor unserer Hochzeit; danach war

nichts mehr. Deine Gespielinnen aber hast Du, obwohl ich deine Frau bin. Und dies

ist ein großer Unterschied! Ein verdammt schmerzender Unterschied..."

 

Simone hat Tränen in den Augen.

Die Tür fliegt auf. Marly bleibt einen Moment im Türrahmen stehen, sieht sich um...

läuft auf die Mutter zu.

"Mama... Papa... nicht zanken!"

Sie lehnt sich an die weinende Mutter.

 

"Ich lasse mich scheiden. Diesen Zirkus mache ich nicht länger mit! Und du wirst

sehen, ich bekomme das Kind zugesprochen. Marly, mein Schatz, dann haben wir

endlich Ruhe."

"Du Spinner - das glaubst Du wohl im Traume nicht! Ein Super-Don Juan beantragt

das Sorgerecht. Ha, ha, da lachen ja alle Richter! Keine Bange, Marly, mein

Liebes, Du bleibst natürlich bei der Mutter."

Ralf knallt die Tür von außen zu.

 

Beschwingt kommt Simone von einer Freundin zurück. Dann verschlägt es ihr erneut

die Sprache: wieder einmal kann sie beobachten, wie Ralf auf dem Schreibtisch

Sex mit seiner Teilzeit-Sekretärin macht.

Diesmal zeigt Simone ihre Wut nicht. Sie sinnt nur noch auf adäquate Rache:

 

Als die Sekretärin wieder zur Arbeit im Schloß-Büro erscheinen will, prügelt

sie diese die Treppe zum Haupteingang hinunter.

"Flittchen, hat er genug; die brauchen hier nicht noch zu arbeiten! Und wagen

Sie es ja nicht, hier noch einmal zu erscheinen!"

"Ich habe einen Arbeitsvertag; Sie werden noch von meinem Rechtsanwalt hören!"

"Na klar - der wird Ihnen bestätigen, daß hier kein Bordellbetrieb ist."

 

Ralf kehrt eines Tages vom Außendienst zurück. Nun ist seine Frau Simone auf dem

Schreibtisch intim: mit seinem guten Freund Rudi!

Die Blicke des zerstrittenen Ehepaares treffen sich kurz. Simone ist anzusehen,

wie sehr sie die Demütigung genießt.

Ralf bleibt erstaunlich cool, ist aber höchst neugierig. Rasch betätigt er in

einem anderen Raum die Wechselsprechanlage, und clever ruft er gleich Rudis

Frau Nora an...

 

Simone hat alles bewußt inszeniert. Sie haben gewartet, bis Ralf die Toreinfahrt

durchfuhr. Simone ist klar, daß ihr verhaßter Mann jetzt mithört. So läßt sie

ihren Lustgefühlen freien Lauf. Ralf, der ewige Casanova, soll wissen, daß auch

sie noch heiß begehrt wird... und leidenschaftlich zu lieben versteht.

 

Auch Rudis Frau ist Ralf`s Geliebte:

"Siehst Du, Nora...mein Schatz...wenn Du hörst, wie dein Rudi es mit Simone treibt, brauchst Du auch kein schlechtes Gewissen mehr zu haben."

 

..."Schön, Rudi... du machst es gut... tierisch gut... und du bist... so

männlich... besonders..."

"... bin eben ein... richtiger Bürohengst, mein Täubchen... der gleich laut

wiehert. Ja, Liebling...es kommt..."

 

Nora: "Geschieht uns recht, Ralf."

"und gleich geschieht es den beiden hier recht. Laß schon mal das Badewasser

einlaufen... mit der Lotion, die ich so an Deinem Körper liebe; wie auch das

neue Parfum..."

"... und welche Dessousfarbe möchtest Du?"

"Ich laß mich überraschen. Also, dann bis gleich..."

 

Marly spielt alleine im Schloßpark mit einem Ball, ganz in der Nähe des Zaunes.

Ihre Mutter hat ihr wiederholt verboten, dort zu spielen. Hier grenzt zudem der

Wald an den Park, und man weiß bei einer reichen Familie ja nie...

Mehrmals wirft Marly den Ball in die Höhe, läuft ihm nach. Wiederum schaut sie

hoch zum Ball. Plötzlich ein Druck auf ihr Gesicht... Marly wird es schwarz vor

Augen.

 

Der Zaun ist für die Entführer kein Hindernis. Schnell und unbeobachtet wird das

Mädchen ins Auto getragen. Bald ist das Fahrzeug außer Sichtweite...

 

Simone nimmt den Hörer ab.

"Wir haben Ihre Tochter entführt. Und wie in diesen Fällen üblich: keinen Kontakt

zur Polizei! Sie hören von uns..."

Besetztzeichen.

 

Simones Kopf ist wie ein Bienenhaus. Sie droht jeden Moment, in Ohnmacht zu fallen.

Einer ihrer ersten klaren Gedanken in dieser scheußlichen Situation: Den Kampf um

ihre Tochter wird sie alleine ausfechten. Jedenfalls ohne die Hilfe ihres Noch-

Ehemannes, der Marly demnächst ohnehin nur für sich haben will.

Im Gegenteil, sie wird ihm die Nase gründlich sauberhalten. Und da genügt es

beileibe nicht, daß sie ihm nur den Entführeranruf verschweigt. Es werden weitere

Anrufe kommen...und wenn er davon erfährt, dann bald auch andere - denn Mundhalten war

noch nie Ralf`s Stärke.

 

Um alleine mit den Entführern verhandeln zu können und Marlys Leben zu retten, ist

sie jedoch zu allem fähig. Ralf wird es noch oft zu spüren bekommen...

 

Das Schloß, in dem das Paar wohnt, ist z.T. modernisiert, z.T. noch ursprünglich.

Am nächsten Tag steht Simone mit einer Pistole vor dem verdutzten Ralf. Sie zwingt

ihn ins Verlies. Ralf ist außer sich; doch dann gelingt es ihm, Simone zu übertölpeln.

Nun steckt er sie dort rein.

 

"Du bist wohl wahnsinnig! Sag mir endlich, was das soll. Sonst kommst du hier

nicht raus!"

"Ganz einfach. Wegen deiner ewigen Frauengeschichten kann ich deine Visage nicht

mehr sehen! Und es kotzt mich an, dauernd mit dir zu streiten, und und und...

Doch jetzt..entschuldige, ich bin wohl ausgerastet. Kann ja mal vorkommen, oder?"

"Mich aber gleich mit der Pistole zu bedrohen und im eigenen Schloß einzusperren...

mach es nie wieder, hörst Du! Nie wieder..."

Und er läßt sie raus.

 

Ralf: "Übrigens, wo ist denn die Kleine?"

"Die.. ach, die wollte... unbedingt - jetzt in den Ferien - bei der Oma bleiben."

"Es ist überhaupt so seltsam hier - ungewöhnlich ruhig. Ja, richtig,  wo ist unser

Personal??"

"Das Personal...ja...ich...du hast mich genervt, die vielen Leute hier haben

mich gereizt...ich konnte einfach nicht mehr. Und da habe ich sie in Urlaub

geschickt, alle! Für längere Zeit..."

"Du bist wirklich nicht mehr zu retten! Das kann ja hier noch heiter werden..."

Erbost eilt Ralf aus dem Raum.

 

Telefonläuten im Wohnraum. Simone nimmt ab. Ralf ist in seinem Schloß-Büro.

"Wir fordern 2 Millionen, bis zum 1. April!"

"Hören Sie, ich werde es beschaffen, wenn ich ein Lebenszeichen von meiner

Tochter erhalte. Und wählen Sie auch in Zukunft nur diese Privatnummer. Mein

Mann darf von alledem nichts erfahren; er würde die Polizei informieren!"

"Gut. Sie werden ein Lebenszeichen erhalten... und wir meiden ihre Geschäfts-

Telefonnummern."

 

Tage später. Simone ist auf der Toilette, so nimmt Ralf das Päckchen in Empfang.

Er öffnet es ahnungslos... sieht Marly's volle Haarpracht vor sich. Er läßt

alles fallen, weicht entsetzt zurück. Viele blonde Haare wirbeln durch die Luft.

"Simone! Simone!"

"Was willst du?"

"Sieh Dir das an - was geht hier eigentlich vor!?"

Simone bekommt einen Weinkrampf.

"Diese Schweine. Was machen die nur mit meiner Tochter!"

 

Ralf faßt Simone an den Halskragen, zerrt sie hoch und droht ihr:

"Du wirst mir sofort sagen, was hier passiert!"

"Sie... sie haben Marly entführt!"

Wirsch faßt er Simone bei der Hand, zieht sie ins Haus.

"Bestimmt hast du mir viel zu erklären..."

 

Nun wird auch Ralf zum Einzelkämpfer. Erste Gedanken werden umgesetzt...

Er geht in eine verruchte Kneipe. Dort wird Ralf Zeuge eines Gespräches

zwischen einem Mann, der neben ihm sitzt, und dem Wirt.

 

"Ich habe einen großen Schuldenberg, weiß nicht mehr, wie ich ihn abtragen soll."

"Ich hätte vielleicht ein Angebot für Sie."

"So - das interessiert mich!"

"Es ist zuviel Lärm hier."

Er schiebt dem Wirt einen Schein zu.

"Stimmt so!"

Ein Kopfwink, und die beiden verlassen das Lokal.

 

Simone lenkt sich ab, macht einen Waldspaziergang. Plötzlich drückt jemand einen

Wattebausch unter ihre Nase...

 

Simone wacht in einer verlassenen, robusten Waldhütte auf. Sie rüttelt an der

verschlossenen Tür und den Fensterläden. Zwecklos. Dann schreit sie und tobt.

Irgendwann sinkt sie erschöpft nieder.

 

Telefongespräch im Schloß. Ein Entführer zu Ralf:

"...Ihre Frau hat Sie als unsicheren Kantonisten geschildert. Sie würden zur

Polizei gehen!"

"Blödsinn! Ich bin doch nicht so dumm und werde mein Kind gefährden. - Es ist

eine neue Situation. Sie müssen jetzt ohnehin mit mir verhandeln."

"Ich verstehe Sie nicht ganz. Wenn Sie aber Mätzchen machen... Sie haben gesehen,

wozu wir fähig sind!"

 

Der maskierte Entführer bringt Simone in unregelmäßigen Abständen Proviant.

Mehrfach hat sie versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Vergeblich. Simone

wagt es erneut:

"Was halten Sie von meinem Angebot: Ich gebe Ihnen genauso viel Geld, wie mein

Mann. Zusätzlich... "

Simone läßt ihre Hüllen fallen, und präsentiert sich in einer Pose, der ein Mann

kaum widerstehen kann.

Es ist das erste Mal, daß Simone die volle Aufmerksamkeit des schweigenden

Entführers erringt...

 

Erneuter Anruf der Entführer.

"Gut, wir akzeptieren Sie. Wie wir schon Ihrer Frau sagten: 2 Millionen in kleinen

Scheinen und dies innerhalb von 3 Tagen."

"Ich bin bereit, zu zahlen. Aber das schaffe ich in der kurzen Zeit beim besten

Willen nicht!"

Entführer legt auf.

"Hören Sie, ich werde..."

 

Am Tag danach erhält Ralf ein Päckchen. Inhalt: das gesamte Haar seiner Tochter

und ein Foto, das sie nun kahlköpfig zeigt. Schließlich findet er noch einen Zettel,

auf dem die Worte mit Zeitungsbuchstaben zusammengeklebt sind. "Unterschätzen

Sie uns nicht. Wir fackeln nicht lange! Heute erhalten Sie Ihre letzte Chance...

"Das sind echte Verbrecher. Die sind tatsächlich zu allem fähig!"

 

René, der Entführer von Simone, fährt zu Ralf.

"Alles klar, Chef! Auftrag, wie geplant, ausgeführt. Ich werde mich auch weiterhin

um Ihre Frau kümmern."

"Gut so."

Gibt ihm Geld aus dem Tresor.

 

René fährt zu seiner Wohnung. Dort sitzt Simone auf der Couch. Sie küssen sich kurz.

René zeigt ihr das viele Geld.

"Hier, das wäre unser Grundstock für die Lösegeldsumme. Die Frage ist nur, wo wir

den Rest herbekommen?"

"Da habe ich eine Idee..."

 

Die beiden gehen durch einen Geheimgang des Schlosses. Schließlich haben sie sein

Ende erreicht und öffnen langsam die Tür.

 

Ralf telefoniert gerade.

"Ich werde in drei Stunden über das Lösegeld verfügen. Dann fahre ich zur Brücke

und lege es dort ab."

Ralf legt den Hörer auf, grinst hämisch.

"Aber zuvor, da werde ich mir genüßlich ansehen, wie meine Ex-Taube in ihrem

neuen 'Palast' lebt."

 

Simone und René schließen langsam die Tür und gehen zurück. Dann fahren sie wieder

mit dem Auto davon.

 

Ralf geht zur Bank und kommt mir einem Koffer voller Geld heraus. Anschließend

fährt er zum Wald.

 

Er schaut durch das vergitterte Fenster ins Innere der Waldhütte.

 

"Ich seh' nichts! Wo ist denn Simone?"

"Hier, mein holder Gatte!"

Ralf fährt herum und blickt in eine Pistolenmündung.

 

"Ich dachte, du... dieser miese... elende Betrüger! Ich werde ihn... "

"Das wirst du nicht mehr schafffen. Und auch unsere Tochter wirst du niemals mehr

sehen. Niemals! Nur ich und mein Geliebter - jener Mann, der mich in deinem Auftrag

entführt hat - werden Marly von den Entführern loskaufen!

"Das kannst du nicht tun, Simone! Immerhin bin ich der Vater des Kindes... und denk

zurück an die schönen Zeiten, die wir erlebt haben. Wir haben uns sehr geliebt,

mein Täubchen, das weißt du... und könnten es jetzt... gleich... hier und heute,

wieder neu versuchen..."

 

Simone ist unbeeindruckt.

"Es ist nicht nur dein Ende; auch alle amourösen Abenteuer werden hier begraben.

Liebschaften, die mich jahrelang gekränkt haben..."

Die schallgeschützte Pistole verrichtet ihr Todeswerk; Ralf sinkt lautlos zu Boden.

Die beiden schaffen die Leiche schnell in die Hütte, drücken Ralf die Waffe in die

Hand, und täuschen so einen Selbstmord vor.

 

Simone: "Bin ich froh, daß wir die 2 Millionen endlich zusammen haben, und nur ich

mein Kind in die Arme nehmen kann."

"Wenn ich so überlege... mit diesem Geld könnten wir auch die Welt bereisen...

irgendwo einen fantastischen Lebensabend verbringen. Ohne Arbeit, Streß... nur du

und ich... auf der Suche nach Glück."

 

"Vergiß es! Ich werde noch wahnsinnnig, wenn ich nicht bald meine Marly wiedersehe;

meine süße, kleine Marly. Jeder mag sie. Du wirst sie bestimmt auch mögen."

"Mag sein. Aber dies ist die Chance meines Lebens. Endlich frei sein... nur noch

das Leben genießen, wer möchte es nicht?"

"Ich, zum Beispiel! Und wage es ja nicht, nur einen Lösegeldschein auszugeben!"

 

"Du - ich meine, Ralf hat sich bewegt."

"Nicht möglich. Aber, wenn es dich beruhigt... leider haben wir keine Feder oder

einen Spiegel zur Hand."

Simone legt ihren Kopf horchend auf den Brustkorb der Leiche, und beschmiert sich

etwas mit Blut.

"Also, ich..."

 

In dem Augenblick schlägt die Tür zu und wird schnell von außen abgeschlossen.

Simone stürzt auf die Tür zu.

"Nein, nicht schon wieder. René, mach sofort die Tür auf! Was ist nur los mit dir?

- Ich habe noch Geld in Reserve, viel Geld. Sogar das kannst du für dein Vergnügen

haben, für deine Reisen... hörst du, Schatz, nur für dich... für dich allein."

 

"Nicht nötig! Ich habe bereits alles, was ich brauche. Und hör gut zu, es ist sehr

wichtig: Gleich kommmt die Polizei! Wenn Du trotzdem die Entführung, das Lösegeld

und mich verschweigst, so werde ich zusätzliches Geld auftreiben... und Marly

loskaufen. Hörst Du, ich werde Marly freikaufen. Schweig also, sonst siehst Du sie

nie wieder!"

Simone bemerkt zu ihrem Entsetzen, daß der Lösegeldkoffer nicht mehr an seinem Platz

steht. Sie flucht erneut und schlägt wie verrückt auf die Tür...

 

René eilt zum Auto; fährt los und ruft tatsächlich von der nächsten Telefonzelle

anonym die Polizei an, gibt ihr einen Tip...

Bald darauf ist die Waldesruh vorbei...

Simone wird neben der Leiche ihres Mannes verhaftet. Die Indizien sind eindeutig.

 

Simone schweigt beharrlich bei der polizeilichen Vernehmung. Glaubt sie doch

tatsächlich, nur so eine Rettungschance für Marly zu wahren. Sie kann nicht ahnen,

daß René nur bluffte, um ungestört seinen Flug ins Süße Leben starten zu können.

Der Kommissar zu einem Kolegen:

"Der Fall ist rätselhaft; wir werden auch observieren...

 

Im Versteck der Entführer ist man außer sich. Die 2 Kidnapper umringen aufgeregt

eine Tageszeitung. Schlagzeile auf der Titelseite: "Reicher Immobilienmakler starb

in armseliger Hütte." Gattin unter Mordverdacht verhaftet...

 

1. Entführer: "Das fehlt uns noch - jetzt war alles umsonst!"

2. Entführer: "Das Kind soll büßen!"

1. Entführer: "Mist - unsere Kundschafterin ist noch nicht zurück! Wenn sie sich

nicht beeilt..."

 

Doris, die Chefin im Entführungs-Trio, stellt ihren Wagen etwas abseits. Das

Schloß ist weiträumig umgittert. Doris klingelt am Haupteingang. Als niemand

öffnet, nimmt sie ihr Fernglas. Eine Weile inspiziert die Entführerin den Hof,

den herrlichen Park und die Fenster des Schlosses.

 

Als sie niemanden entdeckt, steigt die Kundschafterin in ihren Sportwagen und jagt

davon. Die Zivilfahnder, die wiederum sie beobachten, haben Mühe, der rasanten

Fahrerin zu folgen.

 

René ist sehr zufrieden mit sich und der Welt. Er sitzt auf der Hinterbank eines

Taxis, das ihn zum Flughafen bringt. Genüßlich zieht er an seiner teuren Zigarre.

Mit Vorfreuden betrachtet er sein Flugticket, Reiseziel 'Die Seychellen'...

Auch öffnet er einen spaltbreit seinen metallenen Luxuskoffer. Seine Augen kommen

nicht mehr los von der Geldpracht.

Bald hat René es geschafft. Er, der kleine Krauter, ist demnächst ein  großer Mann...

 

Die letzte Ampel vor dem Flugplatz schaltet auf rot. Kreischende Reifen mehrerer

Autos. Das Taxi steht... aber nur wenige Zentimeter hinter dem fremden Fahrzeug.

In derselben Sekunde ein lauter Knall. René und der Koffer werden nach hinten geschleudert.

Die Geldscheine schweben durch den Innenraum. Im Nu stehen Taxi und Auffahrauto

in Flammen. Nur der Taxifahrer kann sich im letzten Moment retten.

 

Die verfolgenden Zivil-Polizisten stürtzen auf die brennenden Autos zu. Sie können

nichts mehr retten, da die Türen klemmen und das Feuer regelrecht explodiert. Für

René und Doris, die Fahrerin des Auffahr-Autos, kommt jede Hilfe zu spät!

Die Fahnder sehen noch, wie in einem Auto außergewöhnlich viele Geldscheine

verbrennen. Und in Doris' Fahrzeug hat sich eine Fotoserie selbständig gemacht.

Durch die Wucht des Aufpralls sind viele Bilder aus einer Brieftasche

hochgeschleudert worden - einige liegen mit der Bildseite nach unten, andere sind zu erkennen...und diese erstaunen die Polizisten:

Dasselbe Mädchen, einmal in voller Haarpracht, dann glatzköpfig.

Weiterhin ist ein großes Haarbüschel abgebildet ...

"Sieht verdammt nach Entführung und Lösegeld aus..."

Während die Beamten ihre Beobachtungen melden, den Fahrzeughalter ermitteln,

etc., ertönen mehrere Autosirenen. Rettungswagen und Feuerwehr sind zur Stelle...

 

Und im Quartier der Kidnapper:

Mit einem Schlag fliegt die Tür auf.

"Hände hoch, Polizei!"

Nur ein Entführer ist noch zu einer kurzen Gegenwehr fähig und verletzt einen

Polizisten leicht.

Im Nebenzimmer dann Enttäuschung, Wut und Trauer. Die Kidnapper haben die

haarlose Marly bereits getötet...

 

Nachdem Simone vom Tod ihrer Tochter erfahren hat, rastet sie total aus. Sie wirft

sich auf den Zellenboden, wälzt sich schluchzend hin und her.

"Diese Ungeheuer, diese Bestien, sie haben sie getötet! Meine kleine Marly...

einfach getötet..."

Dann springt sie an die Zellentür, hämmert drauflos.

"Laßt mich hier raus... ich bringe sie um! Ich bringe sie alle um!"

Ein schriller Schrei hallt durch den Gefängnistrakt:

 

"M-A-R-L-L-Y-Y-Y !" ...  

 

                                                          E N D E

 

                                - Copyright 1990 by Harry Schloßmacher -

 

 

 

 

 

 
 
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